WB #23 – Restauration einer Lange & Söhne Taschenuhr aus den 1890er Jahren

Heute möchte ich Ihnen eine sehr schöne Restauration einer Lange & Söhne Taschenuhr aus dem späten 19. Jahrhundert vorstellen.

In diesem Zustand habe ich die Uhr auf den Werktisch bekommen. Auf den ersten Blick sind keine gröberen Schäden zu erkennen – die Schwingungsweite ist allerdings sehr gering und bei der Zeigerstellung gibt es ein Problem.

Das erste Problem war schnell lokalisiert. Aus Ermangelung an Material und Fähigkeiten hat ein „Kollege“ den beschädigten Plateaustein durch einen Messingstift ersetzt. Dieser Stift ist natürlich viel zu weich und der Verschleiß ist viel zu groß. Nach kurzer Zeit war der Stift schon so eingeschlagen, dass die reibungsarme Funktion nicht mehr gegeben war. Außerdem war der Unruhzapfen (oberer Pfeil) schon stark abgeschliffen, was eine größere Reibung und eine geringere Schwingungsweite zur Folge hatte.

Jetzt geht es an die Arbeit….

Um das Problem zu lösen, fräse ich den Messingstift ab und erzeuge eine Fläche, um einen Plateaustein aus unserem Lagerbestand mit Schellack darauf zu befestigen.

Hier sehen Sie das Ergebnis – ein perfekt sitzender Plateaustein, der eine zuverlässige Funktion der Hemmung ermöglicht. Die Unruhzapfen habe ich in der Zwischenzeit arrondiert (abgerundet) um die Reibung zu minimieren.
Jetzt geht es weiter zum zweiten Problem….

Das ist die sogenannte Wippenfeder. Dieses Teil ist für die Zeigerstellung notwendig und schaltet die Uhr von der Aufzugs- in die Zeigerstellung um. Wie man unschwer erkennen kann, ist die Feder leider gebrochen. Ein bisserl über 120 Jahre alt und schon kaputt 😉
Diesen Teil muss ich anfertigen…

Diese Feder fertige ich vielleicht etwas unkonventionell an und verwende unseren Laser, um aus einem flachen Stahlblech die flache Form auszuschneiden. Danach wird das Material ausgeglüht (weich gemacht) damit man es biegen kann und dann in die richtige Form gebracht. Passt dann die Form muss die Feder wieder zum Glühen gebracht werden und dann schnell in kalten Wasser abgeschreckt werden. Diesen Vorgang nennt man härten. Von dieser Arbeit habe ich leider kein Bild gemacht.

Die gehärtete Feder wäre allerdings viel zu hart und spröde und deswegen erwärme ich die Feder wieder bis sie blau wird. Diese Farbe zeigt mir, dass die Feder zwar schön hart und federnd ist, aber nicht so hart, dass sie gleich brechen würde.

Jetzt wird die Feder noch nachbearbeitet und geschliffen.

…und so sieht die fertige Wippenfeder aus…

…die ich hier schon in das fertige Uhrwerk eingebaut habe. Passt wunderbar und funktioniert einwandfrei.
Jetzt sind die Schrauben dran…

Die beschädigten Schrauben werden jetzt geschliffen, poliert und blau angelassen.

Hier sehen Sie wie ich das Räderwerk wieder zusammenbaue und die Arbeiten an der schönen Uhr abschließe.

Hier sehen Sie fertige und prachtvolle Uhr im fertigen Zustand.

An dieser Stelle möchte ich mich wie immer beim Besitzer der tollen Uhr bedanken, dass ich die Uhr restaurieren durfte.

Wenn Ihnen dieser Werkstattbericht gefallen hat würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen.

Ihr
Uhrmachermeister
Hans Mikl
…Uhrmacher aus Leidenschaft.

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