Die Junghans-Automatik – 1952
Ein interessanter Bericht über die Junghans Automatik aus der Fachzeitung „Der Uhrmacher“ aus dem Jahre 1952. Die „Junghans-Autornatic“ ist eine Selbstaufzuguhr mit beiderseitig wirkendem Rotor. Sie ist das Ergebnisvielfältiger Erprobungen einer ganzen Reihe neuartiger, eigener Selbstaufzugssysteme. Im Endziel wurde eine Konstruktion für ein widerstandsfähiges, robustes Werk erstrebt, das bei einfacher Reparaturmöglichkeit eine Lebensdauer wie ein normales Armbanduhrwerk besitzt. Der Fachmann interessiert sich natürlich zunächst für den Aufbau und die Funktion des Werkes.
Abbildung I zeigt das Werk komplett mit Aufzugpendel.
Auf den ersten Blick erkennen wir, dass das Grundwerk, auf dem der Aufzugsmechanismus aufgebaut ist, das bekannte und gut bewährte 10 1/2„` Armbanduhrkaliber J 80 ist. Hierdurch wird die Furniturenhaltung (Ersatzteilhaltung) wesentlich vereinfacht. Abbildung II zeigt das Werk nach Entfernung des Aufzugspendels, das durch Lösen der Schraube einfach abgehoben werden kann. Die Pendellagerung ist besonders sorgfältig ausgeführt.
Ein langer, kräftiger Spezial-Lagerbuchs gewährleistet einen einwandfreien Sitz und eine gute Lagerung des Pendels.
Dadurch wird die bei Steinlagerung bestehende Bruchgefahr der Lagersteine vermieden.
Nach einfachem Lösen der drei Schrauben (3) kann der ganze Aufzugsmechanismus der „Junghans-Automatic“ vom Grundwerk abgehoben werden. Vorher kann die Zugfeder durch den leichtzugänglichen Sperrkegel (2) abgespannt werden. Nach Abheben des Aufzugsmechanismus bietet sich das bekannte Bild III des Uhrwerks J. 80. Der Vorteil dieser Anordnung ist für den Uhrmacher erheblich. Zum Beispiel braucht er bei Teilreparaturen, wie beim Ersetzen der Zugfeder, nicht erst den Automatik-Aufbau (Bild IV) zerlegen, sondern kann ihn als Ganzes abheben und nachher wieder einsetzen.
Betrachten wir nun den Aufzugsmechanismus selbst. Sämtliche Teile sind nach modernen Erfahrungen und Fertigungsmethoden hergestellt und so groß und kräftig wie nur möglich gehalten. Für die Funktionssicherheit und Lebensdauer ist das von großem Vorteil. Die kräftige Aufzugbrücke (4) ist mit zwei Schrauben (5)auf der beachtlich kräftigen Lagerplatte festgeschraubt. Bei abgenommener Brücke liegt das eigentliche Aufzugwerk vor uns. (Abbildung V.)
Die beiden Wippenräder (6) sind auf Wellenangestellt und laufen genau so gut und leicht in beiderseitigen Zapfenlagern wie ein Laufwerksrad einer Armbanduhr. Die ganze Wippe selbst (7) läuft ebenfalls auf Zapfen in zwei einwandfreien Lagern, so dass jederzeit ein leichtes Bewegen und ein stets gleichbleibender Eingriff in das Pendel und Aufzugrad I (10) gewährleistet ist. Ein besonderer Vorteil ist, daß der Eingriff in das Pendel und Aufzugrad I mittels zwei Exzenterpföstchen (8) eingestellt werden kann, in ähnlicher Weise wie beim Junghans-Chronographen.
Die angeschraubte Feder (9) am Wippenoberteil bewirkt ein sofortiges und sicheres Umschalten der Wippe bei einer Drehrichtungsänderung des Pendels, was bedeutet, dass jede Bewegung ohne viel toten Gang für den Aufzug nutzbar gemacht wird.
Die drei Aufzugräder (10), (11) und (12) sind beiderseitig in Steinen gelagert, so dass das gesamte Werk mit 22 Steinen ausgerüstet ist. Das Aufzugrad III (12) hat die Aufgabe, den Selbstaufzug auszuschalten, wenn der Handaufzug betätigt wird, um damit eine Beschädigung der Aufzugräder zu vermeiden. Hierzu bildet der bewegliche Sperring (13) zusammen mit dem Sperrad (14) ein sicher wirkendes und dabei lautloses und bruchsicheres Gesperr. Damit ist dieser für eine Selbstaufzuguhr so heikle und wichtige Punkt in besonders einfacher und solider Weise gelöst.
Auf der Zifferblattseite erkennen wir noch einen zusätzlichen Aufbau (Abbildung VI).
Bei genauer Betrachtung dieses „Auf- und Abwerkes“ zeigt sich, dass auch dieses gut durchdacht und solide ausgeführt ist. Für den Uhrmacher sei noch besonders bemerkt, dass nach Abnahme der unteren Federhausbrücke (15) das „Auf- und Abwerk“ leicht auseinandernehmbar ist. Ein kleines Stahlrad mit Vierkantloch auf dem Federkern kann nun abgenommen werden und danach das Planetenrad (16) mit seinen Stiften. Das Differentialgehäuse (17) mit Planetentrieb ist mit einem Mittelrad auf dem Federhausdeckel so montiert, dass das Differentialgehäuse sich leicht ohne allzuviel Luft drehen lässt. Bei einem Zugfederwechsel kann der Federhausdeckel mit dem Differentialgehäuse als Ganzes abgenommen werden.
Das Friktionsrad (18) ist mit seinem Trieb(19) durch eine Friktionsscheibe verbunden und wird lose auf das Stundenrohr aufgesetzt. Das Friktionsrad überträgt die Drehbewegung des Differentialgetriebes auf das Zählrad (20) und entkuppelt das Zählrad, wenn es 36 Stunden anzeigt. Das Zählrad stellt sich nach dem Aufsetzen und ersten Aufziehen selbsttätig richtig ein.
Mit dieser zusätzlichen Einrichtung der Gangreserveanzeige kann die „Junghans-Automatic“ in die erste Reihe der Selbstaufzuguhren eingereiht werden. Die Gangreserveanzeige ist nicht nur für den Träger der Uhr von Vorteil, sondern auch für den Uhrmacher, um die einwandfreie Funktion des Aufzugsmechanismus zu prüfen.
One Comment
Kristina Rowlien
Hallo
Genau eine dieser Uhren habe ich zu Hause?
Wieviel ist Sie denn Wert?