Die Uhr als Kompaß
Auf Wanderungen möchte man bisweilen gern die Himmelsrichtungen wissen, um sich auf der Karte besser zurecht zu finden. Aber ein Kompaß gehört nur selten zur Ausrüstung. Er ist auch nicht notwendig, wenn die Sonne am Himmel steht und wenn man nicht allzu große Ansprüche an die Genauigkeit stellt. Denn mit dem Zifferblatt einer Taschen- oder Armbanduhr läßt sich die Südrichtung ziemlich genau bestimmen.
Auf Wanderungen möchte man bisweilen gern die Himmelsrichtungen wissen, um sich auf der Karte besser zurecht zu finden. Aber ein Kompaß gehört nur selten zur Ausrüstung. Er ist auch nicht notwendig, wenn die Sonne am Himmel steht und wenn man nicht allzu große Ansprüche an die Genauigkeit stellt. Denn mit dem Zifferblatt einer Taschen- oder Armbanduhr läßt sich die Südrichtung ziemlich genau bestimmen.
Natürlich ist diese Richtungsbestimmung nicht mathematisch streng richtig. Denn die Sonne steht nicht genau im Süden, wenn es 12h MEZ ist, je nach der geographischen Länge des Beobachtungsortes befindet sie sich dann vor oder nach der Nordsüdlinie, auf dem Zifferblatt der Uhr also vor oder nach der 12. Dazu kommt der Einfluß der Zeitgleichung, durch die auch für den 15. Längengrad der wahre Mittag, also der Durchgang der Sonne durch den Meridian, nicht mit dem mittleren Mittag 12h zusammenfällt. Endlich ist es eine vereinfachende Annahme, beim Tageslauf der Sonne über den Himmel einer Stunde Zeitunterschied eine Richtungsänderung von 15º zuzuschreiben. In Wirklichkeit besteht ein solcher Zusammenhang nur an den Polen der Erde, er trifft um so weniger zu, je mehr man sich dem Äquator nähert. Er hängt also von der geographischen Breite ab. Und außerdem beeinflußt ihn auch die Stellung der Sonne nördlich oder südlich vorn Himmelsäquator, er ist also im Wechsel der Jahreszeiten verschieden.
Das sind aber alles Gesichtspunkte, die den schlichten Wandersmann in deutschen Landen nicht irre zu machen brauchen. Für seine Genauigkeitsansprüche genügt es, die Südrichtung auf etwa 10º zu wissen, und da leistet seine Uhr gute Dienste, allerdings nur wenn die Sonne scheint oder wenigstens durch die Wolken noch zu erkennen ist!
Von Dr. H. C. Freiesleben / aus: Uhrmacher Jahrbuch 1955, S. 38 f
Vielen Dank an Markus Laiber für die Recherche.