WB #12 – Glashütte Fliegerchronograph
Mit der Restaurierung von Glashütter Flieger-Chronographen haben wir schon einige Erfahrung und ich möchte Ihnen an dieser Stelle eine weitere, sehr schöne und aufwändige, Restauration vorstellen.
So haben wir die Uhr in unsere Werkstätte bekommen…
Das Zifferblatt und die Zeiger sind beschädigt. Das Plexiglas ist alt und zerkratzt…
Das Uhrwerk hat auch schon sehr gelitten. Die Hebel sind verbogen, oxidiert und zerkratzt (7). Die Schrauben (3) und Exzenter (5) sind alle verdrückt und zerkratzt. Das Schaltrad (6) sind ebenfalls sehr mitgenommen aus.
Die Uhr hat einen falschen Rücker (1) und weil der Rücker nicht passt wurde die Spirale (2) von einem nicht sehr gewissenhaften Uhrmacher an die falsche Geometrie des Rückers angepasst.
…so sollte der Rücker und die Spirale aussehen. Da habe ich einiges an Arbeit vor mir 😉
Jetzt gehts an die Arbeit und ich beginne mit Hilfe von alten Büchern und technischer Unterlagen den Rücker zu rekonstruieren. Der Rücker ist übrigens die Regulierung der Uhr und dient dazu die Ganggenauigkeit der Uhr einzustellen.
Nachdem ich alle Maße abgenommen habe wird der Rücker mit einem CAD-Programm konstruiert und in diesem Fall einfach ausgedruckt bzw auf ein passendes Stahlblech geklebt.
Mit der Triebnietmaschine werden hier die Körner für das spätere Bohren und Aussägen gemacht.
Hier säge ich den Rücker aus – eine mühevolle und auch sehr zeitaufwändige Arbeit…
Der ausgesägte Rücker muss jetzt noch gefeilt werden….
Hier feile ich den Rücker und schön langsam wird es spannend. Habe ich alles richtig gemacht und wird der Rücker passen?
Der erste Test – der Rücker passt perfekt. 🙂
Hier sehen Sie den fertigen Rücker nach dem Härten und Polieren…
…jetzt drehe ich noch die Rückerstifte…
…und hier sehen Sie den Rücker in Einzelteilen…
…die vernieteten Rückerstifte müssen jetzt noch eingerichtet werden, damit die Spirale nur wenig Spiel hat. Der Rücker passt – sowohl von der Geometrie wie auch von der Funktion. 🙂
Der erste Teil der Restauration ist abgeschlossen und jetzt widme ich mich der Restauration der zahlreichen Schrauben, Exzenter und Hebel der Uhr.
Zuerst werden alle Schrauben und Exzenter geschliffen und poliert.
…auch das Schaltrad wird geschliffen und poliert.
Alle Hebel werden ausgerichtet und geschliffen. Hier sehen Sie den fertigen Start-/Stopp-Hebel der Uhr…
…und hier das polierte Deckplättchen der Unruhe.
Hier sehen die die für die erste Reinigung vorbereiteten Teile. Die Hebel und Schrauben sind alle fertig geschliffen und poliert.
Weiter gehts mit dem Räderwerk der Uhr – alle Räder werden geschliffen und alle Triebe werden poliert. Diese Arbeit macht die Teile nicht nur optisch schöner, sondern optimiert den freien Lauf des Räderwerks…
…auch die Zapfen werden geglättet bzw rolliert…
…damit die Uhr nach der Restauration gut läuft.
Um die Arbeiten abzuschließen müssen noch einige restaurierten Teile nach dem Schleifen rhodiniert bzw vergoldet werden…
Der Kloben für Die Chronographen-Kupplung ist aus Messing und deswegen muss er nach dem Schleifen rhodiniert werden…
…der Kloben sieht wieder großartig aus…
…und so sieht die fertig montierten Chronographen-Kupplung aus.
Das fertige montierte Werk nach der Reinigung. Alles funktioniert wieder einwandfrei und optisch ist das Werk jetzt auch wieder eine Augenweide…
Als nächstes werden die Zeiger der Uhr restauriert.
Hier sehen Sie den geschliffenen bzw polierten und rhodinierten Minutenzeiger der Uhr…
…die restlichen Zeiger werden ebenfalls geschliffen und dann per Airbrush lackiert.
Es ist vollbracht und so sieht die fertig restaurierte Uhr aus.
Zuerst Bilder vom Uhrwerk…
…und so sieht die fertig restaurierte Uhr aus.
Das Zifferblatt wurde auch restauriert…
…da das Gehäuse noch sehr schön ist, wurde es nicht restauriert, sondern „nur“ optimiert…
An dieser Stelle wieder ein herzliches Dankeschön an den Besitzer dieser traumhaft schönen Fliegeruhr, dass er mir erlaubt hat die Uhr nach höchsten qualitativen Ansprüchen zu restaurieren.
Noch ein Nachtrag zum verbauten Werk
Das 15-steinige Kaliber UROFA 59 ist in der höchsten Qualitätsstufe „Tutima“ gefertigt. Das körnig vergoldete Werk hat keine Stoßsicherung, ist mit einem Schaltrad und einer Brequet-Spirale ausgestattet. Eine besonders robuste und konstruktionstechnisch kluge Bauweise zeichnen das UROFA (Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte AG) Kaliber 59 aus.
- Herstellung: 1941 – 1945
- Werkdurchmesser: 15“’= 34 mm
- Werkaufbau: massives Brückenwerk
- Aufzug: Kupplungsaufzug mit Winkelhebelfeder
- Hemmung: Ankerhemmung
- Unruh: Glucydur-Schraubenunruh mit Breguetspirale
- Steine: 17
- Stoßsicherung: Wenige mit Shock Resist, mehrheitlich ohne
- Sekunde: Sekundenanzeige, Stoppsekundenzeiger
- Besonderheiten: Vorrichtung zum Additionsstoppen und Fly Back Funktion

